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Angeborene Penisverkrümmung und
Induratio Penis Plastica (IPP) – Ein Überblick

Definition und Unterteilung der Penisverkrümmung

Bei der Penisverkrümmung ist die angeborene von der erworbenen Form zu unterscheiden:

  • Die angeborene Penisverkrümmung (Congenital penile curvature; CPC) resultiert aus einer Störung der Entwicklung der Schwellkörperhaut (der so genannten Tunica albuginea). In den meisten Fällen ist die Krümmung an der Penisunterseite (ventral), kann aber auch seitlich (lateral) oder, seltener, an der Penisoberseite (dorsal) sein1.
  • Bei der erworbenen Penisverkrümmung, der sogenannten Induratio Penis Plastica (IPP), die auch als Peyronie-Erkrankung bezeichnet wird, handelt es sich um eine Veränderung des Penis, die zu einer abnormalen Bindegewebsbildung der Schwellkörperhaut führt. Diese Bindegewebsvermehrung führt zur Entstehung von Plaques, die das Gewebe des Penis verfestigen, zu einer Abnahme dessen Elastizität führen und so eine Krümmung des Organs während der Gliedsteifigkeit (Erektion) zur Folge haben. Diese Veränderung kann von leichten bis hin zu schwerwiegenden Symptomen reichen und die sexuelle Funktion stark beeinträchtigen. Die Plaques, die bei dieser Veränderung entstehen, bestehen überwiegend aus Kollagenfasern und können sich auf der Ober- oder Unterseite des Penisschafts bilden. Die Einlagerung von Calcium ist möglich2.
Ich habe erstmalig eine Verhärtung am Penis getastet, ist das sicher eine IPP? (Differentialdiagnosen einer IPP)

Wenn am Penis eine Verhärtung bzw. Veränderung getastet werden kann, sind andere Ursachen als eine IPP möglich – auch wenn diese selten bis sehr selten vorkommen, sollte an folgende Erkrankungen gedacht werden und eine ärztliche Konsultation erfolgen:

  • Folgende gutartige (benigne) Veränderungen können zu einer Penisverkrümmung führen:
    • Fortgeschrittene Syphiliserkrankung (Tertiäre Syphilis mit subkutanen Infiltraten)
    • Verletzung des Penis/Penisbruch
    • Venenthrombose bzw. Thrombophlebitis
    • Systemische Sklerose
  • Als Rarität kann eine bösartige Erkrankung ursächlich für eine Penisveränderung sein, wie Sarkome oder Metastasen3,4
Häufigkeit einer Penisdeviation

Die angeborene Penisdeviation ist selten und kommt gemäß aktuellen Studien bei <1% der Männer vor5. Im Falle einer Hypospadie (Fehlmündung der Harnröhre durch die verkürzte Harnröhre) ist diese häufiger6.
Anders die Induratio penis plastica, die eine signifikante Anzahl von Männern weltweit betrifft, wobei die Häufigkeit mit dem Alter zunimmt. Schätzungen gehen von 0,4-20,3 Prozent aller Männer über 40 Jahren aus, die eine Form der Peyronie-Erkrankung entwickeln. Besonders häufig tritt die Erkrankung in den dreißiger bis sechziger Jahren auf, obwohl auch jüngere Männer betroffen sein können. Es gibt auch Hinweise darauf, dass genetische Faktoren, sowie die familiäre Häufung dieser Erkrankung eine Rolle spielen können7,8.

Ursachen zur Ausbildung einer erworbenen Peniskrümmung (IPP)

Die genauen Ursachen der IPP ist noch nicht vollständig geklärt. Eine Vielzahl von Faktoren können zur Entstehung beitragen9:

  • Traumata oder Mikrotraumata: Ein häufig genannter Risikofaktor ist eine Verletzung oder wiederholte Mikroverletzungen des Penis, die bei sexuellen Aktivitäten entstehen können. Diese Verletzungen führen zu einer Entzündungsreaktion im Gewebe, was die Entstehung von Plaques fördert. Auch kommt es häufiger zu einer Penisdeviation nach Beckenoperationen.
  • Genetische Veranlagung: Studien haben gezeigt, dass genetische Faktoren das Risiko erhöhen können, an IPP zu erkranken. Eine familiäre Häufung ist nachweisbar, so dass Männer mit Verwandten, die an der Erkrankung leiden, ein höheres Risiko haben.
  • Vaskuläre Erkrankungen: Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Arteriosklerose sind mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von IPP verbunden, da diese die Blutversorgung des Penis beeinträchtigen können.
  • Hormonelle Ursachen: In Studien konnte gezeigt werden, dass Männer mit einer IPP signifikant niedrigere Testosteronspiegel zeigten10.
  • Rauchen und Alkoholmissbrauch: Diese Faktoren können den Zustand der Blutgefäße verschlechtern und die Entstehung von Plaques fördern.
  • Die Dupuytren-Kontraktur (gutartige Erkrankung des Bindegewebes der Handinnenfläche) tritt häufiger bei Patienten mit einer IPP auf und betrifft 8,3-39 % der Patienten, während 4-26 % der Patienten mit einer Dupuytren-Kontraktur über eine IPP berichten11. Auch eine Ledderhose-Erkrankung (schmerzhafte Bindegewebseinlagerung an der Fußsohle) ist assoziiert mit einer IPP und tritt bei bis zu 16,1% der Betroffenen auf12.
  • Medikamentöse Behandlungen: In einigen Fällen wird die Krankheit durch bestimmte Medikamente begünstigt, etwa durch die Einnahme von Beta-Blockern.
Verlauf einer IPP und Stabilitätskriterien

Der typische Verlauf einer IPP kann in zwei Phasen unterteilt werden:

  • Die erste Phase ist die aktive Entzündungsphase (akute Phase), die mit schmerzhaften Erektionen und einem tastbaren Knoten oder einer Plaque in Schwellkörperhaut des Penis einhergehen kann. Typischerweise – aber nicht immer – kann sich eine Penisverkrümmung entwickeln.
  • Die zweite Phase ist die fibrotische Phase (oder chronische Phase) mit der Bildung harter, tastbarer Plaques, die verkalken können. Zusätzlich kann es zu einer Verkürzung bzw. Einschnürung des Penis kommen. Bei Stabilisierung der Erkrankung kommt es zur Penisdeformität. Im Laufe der Zeit kann sich die Penisverkrümmung bei 21–48 % der Patienten verschlechtern oder sich bei 36–67 % der Patienten stabilisieren, während nur bei 3–13 % der Patienten eine spontane Besserung beobachtet wurde13,14.
    Folgende Stabilitätskriterien sind für die Therapieauswahl entscheidend15:
  • Erkrankungsdauer länger als ein Jahr
  • Länger als 6 Monate keine Zunahme der Krümmung
Typische Symptome einer Peniskrümmung

Folgende typische Symptome können bei einer IPP auftreten:

  • Die auffälligste und häufigste Erscheinung – bei bis zu 70% der Patienten einer IPP – ist eine sichtbare Verkrümmung des Penis, die entweder nach oben, unten oder zur Seite gerichtet sein kann. Diese Verkrümmung tritt meistens bei der Erektion auf, kann jedoch auch im schlaffen Zustand sichtbar sein. In einigen Fällen ist die Ausprägung so stark, dass eine normale Penetration nicht mehr möglich ist.
  • In einigen Fällen kann die Verkrümmung Schmerzen verursachen, insbesondere wenn der Penis während des Geschlechtsverkehrs oder der Erektion in eine ungünstige Position gedrängt wird. Diese können auch in Ruhephasen auftreten. Schmerzen werden als zweithäufigstes Symptom genannt und treten je nach Studie bei 20–70 % der Patienten im Frühstadium auf16. Bei 90 % der Männer klingen die Schmerzen mit der Zeit ab, in der Regel innerhalb der ersten 12 Monate nach Krankheitsbeginn13.
  • Tastbare Plaques wurden als erstes Symptom bei 39 % der Patienten berichtet, meist dorsal gelegen16.
  • Auch kann es als Folge zu einer Penisverkürzung von 1-10 cm kommen17.
  • In Studien wird die Häufigkeit einer Erektionsstörung bei IPP-Patienten mit 30-80% angegeben, hierbei haben 20% eine Erektionsstörung vor dem Auftreten einer IPP18.
  • Eine sichtbare oder schmerzhafte Verkrümmung des Penis kann auch psychische Belastungen wie Unsicherheit, Scham oder Angstgefühle verursachen, was sich negativ auf das Selbstbewusstsein und das Sexualleben auswirken kann19. Diese sind stark von der Ausprägung der Symptome abhängig20

Eine angeborene Peniskrümmung wird bei häufigeren Erektionen bereits in der Pubertät – oft bei spontanen Erektionen – spätestens ab Beginn der sexuellen Aktivität bemerkt und kann mit Ausnahme einer Plaquebildung zu den gleichen Symptomen wie bei der IPP führen.

Diagnostik der Peniskrümmung

Die Diagnostik einer Penisverkrümmung beginnt mit einer gründlichen Anamnese des Patienten, bei der Fragen zu Symptomen, dem Verlauf der Erkrankung und möglichen auslösenden Faktoren gestellt werden. Die weiteren diagnostischen Verfahren sind üblich2:

  • Klinische Untersuchung: Der Arzt tastet den Penis ab, um die Plaques und die genaue Ausprägung der Krümmung zu ermitteln.
  • Ultraschalluntersuchung (Sonografie): Eine Ultraschalluntersuchung kann genutzt werden, um die Plaques sichtbar zu machen und den Zustand der Blutgefäße und Gewebe des Penis zu beurteilen. Dies ermöglicht eine detaillierte Einschätzung der Erkrankung.
  • Schwellkörper-Injektionstest (SKIT): Ein spezieller Doppler-Ultraschall kann nach Injektion eines erektionsfördernden Wirkstoffes (Alprostadil) zusätzlich verwendet werden, um die Blutversorgung des Penis zu prüfen und mögliche Durchblutungsstörungen festzustellen. Auch kann somit die Schwere der Krümmung während der sexuellen Erregung besser abgeschätzt werden.
  • Autofotographie (Technik nach Kelami) durch den Patienten selber: Fotodokumentation des steifen Penis in 3 Ebenen (von oben, seitlich und von vorne).
  • Spezifische Laboruntersuchungen: Es gibt bei der IPP keine entscheidenden Laborparameter, die bei der Diagnosefindung helfen können. Trotzdem kann es sinnvoll sein einen Testosteronmangel (Hypogonadismus) mit der Bestimmung des Gesamt-Testosterons und gegebenenfalls des freien Testosterons auszuschließen bzw. nachzuweisen21. Auch die Untersuchung auf eine Blutzuckererkrankung (Bestimmung der Glukose und gegebenenfalls des Langzeitzuckerwerts HbA1c) ist zu diskutieren.
Konservative und chirurgische Therapieoptionen bei Penisverkrümmung

Die Behandlung der Penisverkrümmung richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und den Symptomen des Patienten. Ziel ist es, die Schmerzen zu lindern, die Erektion zu verbessern und die sexuelle Funktion wiederherzustellen. Die Therapie kann prinzipiell in zwei Hauptkategorien unterteilt werden: Konservative und chirurgische Behandlungs-ansätze. Da sich viele Fälle der IPP im Laufe der Zeit spontan verbessern oder stabilisieren, wird eine konservative Therapie in den frühen Stadien der Erkrankung bevorzugt, insbesondere wenn der Patient keine gravierenden funktionellen Einschränkungen aufweist. Es herrschte jedoch keine einheitliche Meinung über eine wirksame konservative Behandlung. Eine chirurgische Therapie ist erst im Falle einer Stabilisierung der IPP (siehe Stabilitätskriterien) sinnvoll. Therapieoptionen sind entsprechend der aktuellen Datenlage aktuell wie folgt zu diskutieren2,22-27:

  • Orale medikamentöse Behandlung: Leitliniengremien sind sich einig, dass es für orale Therapien keine unterstützenden Belege gibt. In frühen Stadien der Krankheit können Medikamente eingesetzt werden, die entzündungshemmend wirken, oder das Wachstum von Plaques verhindern. Hierzu sind folgende Wirkstoffe zu nennen:
    • Als einzig zugelassener Wirkstoff steht hierzu Potaba (Wirkstoff: Kaliumparaaminobenzoat) zur Verfügung. Potaba ist ein sogenanntes Antifibrotikum, das die Sauerstoffaufnahme des Gewebes, die Monoaminooxidase-Aktivität und die Glykosaminoglykan-Sekretion erhöhen soll. Es wirkt somit wirkt entzündungshemmend und fördert die Auflösung von Narbengewebe, indem es die Kollagenbildung reguliert. Es wird häufig in frühen Stadien der Erkrankung angewendet, um das Fortschreiten der Plaquebildung zu verlangsamen und die Krümmung des Penis zu verringern. In klinischen Studien konnte Potaba bei einigen Patienten eine Verbesserung der Symptome wie Schmerzen und Krümmung zeigen, jedoch ist die Wirkung individuell und nicht bei allen Betroffenen gleich stark. Potaba wird in der Regel über mehrere Monate eingenommen und ist eine nicht-invasive Option zur unterstützenden Behandlung der IPP. Kritisch zu diskutieren ist das häufige Auftreten von Nebenwirkungen. Weiter anzumerken ist, dass die europäische Urlogenvereinigung (EAU) von einer Therapie mit Potaba abrät, während die US-amerikanischen (AUA) bzw. kanadischen Leitliniengremien (CUA) diesen Wirkstoff als mögliche Optionen betrachten, zusammen mit der Einnahme von Coenzym Q10, als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Behandlungsmethoden. Es besteht jedoch weiterhin der eindeutige Mangel an ausreichenden Belegen für die Wirksamkeit der Behandlung.
    • Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) sind eine Gruppe von Medikamenten, die schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend wirken. Hierzu gehören
u. a. Ibuprofen und Diclofenac. Leitliniengremien empfehlen NSAR als Erstlinientherapie bei Schmerzen in der Akutphase, die für viele Patienten das entscheidende Symptom darstellt.
    • Tadalafil, ein Wirkstoff, der für die Behandlung bei Erektionsstörungen zugelassen ist, kann auch bei der IPP zur Therapie eingesetzt werden. Tadalafil wirkt durch die Förderung der Durchblutung des Penis, was insbesondere in der frühen Phase der Erkrankung hilfreich sein kann, um die Erektion zu verbessern und die sexuelle Funktion zu unterstützen. Es wird angenommen, dass Tadalafil zusätzlich helfen kann, die Schmerzen, die oft mit IPP verbunden sind, zu lindern und möglicherweise die Bildung von Narbengewebe zu reduzieren. Die Einnahme erfolgt in Form von Tabletten, wobei die Dosis individuell angepasst wird. Tadalafil ist keine direkte Behandlung der Plaques oder der Krümmung, kann jedoch als unterstützende Therapie die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.
    • Coenzym Q10 ist ein fettlösliches Antioxidans und wirkt potenziell bei Parkinson-Patienten durch Hemmung der TGF-β1-Produktion und hierdurch Reduktion der Narbenbildung. Eine Studie zeigte eine subjektive Verbesserung der Peniskrümmung, der Plaquegröße und der Erektionsfähigkeit.
    • Internationale Leitliniengremien (der AUA, CUA und EAU) raten von einer oralen Therapie mit Vitamin E (+/− L-Carnitin), Tamoxifen, Pentoxifyllin, Procarbazin, Kolchizin und Omega-3-Fettsäuren ab, da diese nicht wirksam sind bzw. ein nicht vertretbares Nebenwirkungsprofil zeigten. Ebenfalls konnte in Studien keine signifikante Wirkung nach der Behandlung mit Tamoxifen nachgewiesen werden.
  • Intraläsionale Injektionen: Die Empfehlungen Gabe von Wirkstoffen in die Plaque mit einer Injektion (intraläsionalen Injektionstherapie) unterscheiden sich in den verschiedenen Leitliniengruppen. In den letzten Jahrzehnten wurden verschiedene Wirkstoffe untersucht, darunter Hyaluronsäure, Botulinumtoxin-A, Kortikosteroide, Verapamil, Interferon-α2B (IFN) und Kollagenase Clostridium histolyticum (CCH):
    • Hyaluronsäure (HA). HA befindet sich in der äußeren Schwellkörperhaut (Tunica albuginea) und beeinflusst die Nährstoffverteilung im Gewebe, wodurch der Aktivität entzündlicher Zytokine entgegengewirkt wird. Eine Studie zeigte eine leichtgradige Verbesserung der Penisverkrümmung, ohne Änderung der Plaquegröße und der Erektionsfähigkeit. Wissenschaftlich gesichert ist diese Therapieform nicht, so dass HA von der europäischen Leitlinie (EAU) nur im Rahmen experimenteller Studien empfohlen wird.
    • Das von Bakterien (Clostridium botulinum) gewonnene neurotoxische Protein Botulinumtoxin blockiert die Freisetzung eines Neurotransmitters (Acetylcholin) und bewirkt somit eine Muskelentspannung. Hierdurch wird auch die Wundheilung beeinflusst. Durch die Denervation der Blutgefäße soll eine Hemmung der aktiven Phase der IPP erreichet werden. Ein hinreichender wissenschaftlicher Nachweis der Wirkmechanismen ist bislang nicht erfolgt. Die bisherige wissenschaftliche Datenlage ist diskrepant und somit bleibt die Frage, welchen Stellenwert eine Botulinumtoxin-Therapie bei der IPP einnehmen kann, vorerst offen.
    • Kalziumkanalblocker. Hierzu gehört Verapamil, welches extrazelluläre Matrixmoleküle wie Fibronektin und Kollagen hemmt und somit die Kollagenaseaktivität erhöht, wodurch die Plaquebildung beeinflusst werden kann. In einer Studie konnte keine Verbesserung der Penisverkrümmung beobachtet werden. Bei der Beurteilung der Verbesserung der Plaquegröße zeigte sich eine signifikante, objektive Verbesserung. Auch Schmerzintensität und Erektionsfähigkeit wurden positiv beeinflusst.
    • Interferon-alpha (IFN-α2b) soll die Bildung von fibrotischem Gewebe reduzieren. Studien haben gezeigt, dass Interferon-alpha die Plaquegröße verringern und die Schmerzen lindern kann. Es kann auch bei der Verbesserung der Penisform hilfreich sein, hat jedoch potenzielle Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Injektionsstelle und grippeähnliche Symptome. Diese Therapieform muss weiter erforscht werden, um die aktuellen Erkenntnisse zu untermauern und so IFN-α2b für eine Routineanwendung verfügbar zu machen.
    • Collagenase Clostridium histolyticum (CCH). CCH ist ein gereinigtes bakterielles Enzym, das selektiv Kollagen abbaut und daher die Plaques abbauen bzw. aufweichen kann. Es hat weltweites Interesse als nicht-chirurgische Option geweckt. In Studien mit Patienten mit stabiler Erkrankung konnte die Penisverkrümmung objektiv reduziert werden, ohne die Schmerzen oder Plaquegröße zu verbessert. Die Behandlung ist in den USA als Xiaflex zugelassen. In Deutschland als Xiapex vermarktet, wurde der Vertrieb nach einer Negativbeurteilung u. a. wegen starker Nebenwirkungen durch das Institut für Wirtschaftlichkeit und Qualität im Gesundheitswesen 2012 eingestellt.
  • Topische (lokal aufzutragende) Medikamente: Hierzu werden verschiedene Anwendungen von Medikamenten beschrieben (Verapamil, liposomale rekombinante humane Superoxiddismutase und Gel h100). Letztendlich zeigte nur topisches Verapamil eine Verbesserung der subjektiven Krümmung. Alle Studien linderten Schmerzen mittels nicht validierter Fragebögen. Keine der Studien zeigte einen Nutzen hinsichtlich der Plaquegröße oder der Erektionsfähigkeit.
  • Die EMDA (Elektromotive Drug Administration) (EMDA) ist eine weitere therapeutische Methode um zwei Wirkstoffe (Dexamethason und den Verapamil) in der Plaque anzureichen. Diese Technik nutzt elektrische Impulse, um die Blutzirkulation im betroffenen Bereich des Penis zu fördern und die Heilung des Gewebes zu unterstützen. Ziel ist es, die Durchblutung zu verbessern, die Bildung von Narbengewebe zu verringern und die Erektion zu stabilisieren. Obwohl die EMDA nicht die Ursache der IPP heilt, kann sie helfen, die Symptome zu lindern und die sexuelle Funktion zu verbessern. Die Anwendung dieser Methode erfolgt meist als ergänzende Therapie zu anderen Behandlungsansätzen, insbesondere in den frühen Stadien der Erkrankung.
  • Niedrigenergetische („low intensity“) Extrakorporale Stoßwellentherapie (liESWT): (ESWT) Bei dieser Therapie werden Schallwellen auf die Plaques gerichtet, um die Fibrose zu lösen und die Durchblutung des betroffenen Gewebes zu verbessern. Diese Therapie hat sich in den letzten Jahren als eine mögliche konservative Behandlungsmethode etabliert. Einige Studien berichten von positiven Ergebnissen, insbesondere in Bezug auf die Reduktion der Plaquegröße und die Verbesserung der Krümmung. Bei der Beurteilung von Schmerzen zeigten Studien eine signifikante Verbesserung. Die Therapie ist nicht invasiv und hat in der Regel ein geringes Risiko von Nebenwirkungen, was sie zu einer attraktiven Option für Patienten macht, die eine nicht-chirurgische Behandlung bevorzugen. Die Effekte der ESWT manifestieren sich typischerweise drei Monate nach Behandlungsbeginn und bleiben über die Zeit stabil. Obwohl die Schmerzlinderung eine deutliche Verbesserung zeigt, kann die Erektionsfähigkeit nach 12 Monaten entweder stabil bleiben oder sich verschlechtern.
  • Penistraktionstherapie (PTT) oder Anwendung von Vakuum-Erektionshilfen (VED): Das Prinzip der PTT besteht darin, eine kontrollierte und allmähliche Dehnungs- und Zugkraft auf die gesamte Oberfläche des Penis auszuüben, um die Gewebeausdehnung zu fördern und somit die Penisdeformität mechanisch zu korrigieren. Die VED wird in einigen Fällen als konservative Behandlung bei der IPP eingesetzt, um die erektile Funktion zu verbessern und die Dehnung des Penisgewebes zu fördern. Hierzu wird ein spezielles Vakuumgerät, das über den Penis gezogen, ein Unterdruck hergestellt und ein Penisring an die Penisbasis gesetzt. Die europäische Leitlinie besagt, dass die PTT oder Vakuum-Erektionshilfen als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Behandlungen zur Reduzierung von Penisdeformitäten eingesetzt werden können. Dies basiert auf mehreren kleinen Studien, die eine Wirksamkeit sowohl bei der Penisverkrümmung als auch bei der Penislänge mit geringem Nebenwirkungsprofil nachgewiesen haben. Diese Empfehlung wird jedoch aufgrund fehlender belastbarer Daten als „schwach“ eingestuft. Die kanadische Leitlinie der CUA empfiehlt ebenfalls die PTT, betont jedoch das Fehlen definierter Behandlungsprotokolle, einschließlich Gerätetyp und Anwendungsdauer. Das Leitliniengremium der AUA hält mechanische Therapien wie PTT und VED für „möglicherweise vielversprechend“. Zusammenfassend wird diese Methode bei Patienten mit geringer Krümmung diskutiert, da sie dazu beiträgt, das Gewebe zu dehnen und die Bildung von Narbengewebe zu verringern. Der Erfolg dieser Therapie ist jedoch begrenzt und die Anwendung ist in der Regel nicht in der Lage, die Form des Penis dauerhaft zu verändern oder signifikante Verbesserungen in Bezug auf die Plaquegröße zu erzielen. Ein Nachteil dieser Therapie ist das die Anwendung mehrere Stunden pro Tag erfolgen muss. Zur PTT ist der „Penimaster PRO“ (MSP Concept, Berlin, Deutschland) für den medizinischen Gebrauch erhältlich. In einer Studie wird eine tägliche Anwendung von 3-8 Stunden pro Tag über einen Zeitraum von 12 aufeinanderfolgenden Wochen empfohlen.
  • Plättchenreiches Plasma (PRP): Die PRP-Therapie beinhaltet die Verabreichung einer supraphysiologischen Konzentration von Blutplättchen (Thrombozyten), die als wichtige Förderer von Wachstumsfaktoren wie dem plättchenabgeleiteten Wachstumsfaktor, den transformierenden Wachstumsfaktoren β1 und β2 (TGF-β1 und TGF-β2), dem vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF), dem basischen Fibroblasten-Wachstumsfaktor (bFGF) und dem epithelialen Wachstumsfaktor (EGF) gelten. In letzter Zeit hat seine Anwendung zunehmend an Interesse gewonnen, insbesondere im Rahmen einer Kombination mit Stoßwellentherapie mit geringer Intensität (Li-SWT) und täglicher Einnahme von Tadalafil 5 mg oral. Obwohl PRP eine vielversprechende Therapie darstellen könnte, ist die Evidenzlage derzeit nicht ausreichend, um eine Aussage über seine Wirksamkeit bei der IPP-Behandlung zu treffen. Weil vorhandenen Studien kleine Fallzahlen beschreiben und methodische Einschränkungen aufweisen, wird die PRP derzeit durch europäische Urologenvereinigung (EAU) als experimentelles Verfahren gewertet und nicht als standardisierte Behandlung für die IPP empfohlen.
  • Stammzelltherapie: Diese neue Therapieform umfasst die intraläsionale Injektion mesenchymaler Stammzellen aus Binde- oder Fettgewebe, die aktuell von plastischen Chirurgen in angelsächsischen Ländern angeboten wird. In Deutschland hat diese Therapie keinen Stellenwert. Dies liegt vor allem an fehlenden klinischen Studien. Eine Therapie ist als experimentell einzustufen.
  • Lasertherapie: Diese Therapie wurde bereits seit 1980 angewendet, allerdings variieren Dosierung und Verfahren. Studien zeigten eine kurzzeitige Verbesserung der Penisverkrümmung, die Ergebnisse nach 36 Wochen waren jedoch nicht signifikant. Die Plaquegröße verbesserte sich nicht signifikant.
  • Eine Strahlentherapie wurde in der Literatur zur empirischen Behandlung der IPP mit gemischten Ergebnissen eingesetzt. Niedrig dosierte Strahlentherapie in den Frühstadien der scheint bei Patienten mit schmerzhaften Erektionen, die sich mit der Zeit oder durch orale oder intraläsionale Therapien nicht bessern, wirksam zu sein. Ein Vergleich mit anderen etablierten Therapien ist aufgrund fehlender Kriterien für den Therapieerfolg und des Fehlens von Studien schwierig. Mehrere Studien zeigten unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich Krümmungsreduktion, Plaquevolumen und sexueller Funktion. Zusammenfassend wird in den internationalen Leitlinien eine Strahlentherapie zur Behandlung der IPP nicht empfohlen.
  • Psychosoziale Unterstützung und Physiotherapie: Da die IPP nicht nur körperliche, sondern auch psychische Belastungen verursachen kann, ist es wichtig, auch psychosoziale Unterstützung anzubieten. In einigen Fällen kann eine Therapie mit einem Psychologen oder Sexualtherapeuten sinnvoll sein, um Ängste, Stress oder Depressionen zu bewältigen. Zudem kann eine Physiotherapie, die auf das Dehnen des Penisgewebes abzielt, in Verbindung mit anderen konservativen Maßnahmen hilfreich sein, um die Symptome zu lindern.
  • Operative Therapieansätze: Als Ultima ratio kann bei frustranen Ergebnissen einer konservativen Therapie eine operative Korrektur der IPP erfolgen. Hierzu stehen folgende OP-Techniken zur Verfügung:
    • Raff-Technik
    • Plaquexzision: In schweren Fällen kann es erforderlich sein, die Plaques chirurgisch zu entfernen. Dies wird häufig bei einer deutlichen Verkrümmung des Penis oder starken Schmerzen durchgeführt.
    • Inzisions-Patch-Technik
    • Penisprothese: Bei schwerer Erektionsstörung infolge der IPP kann eine Penisprothese eingesetzt werden. Diese ermöglicht eine funktionelle Wiederherstellung der sexuellen Aktivität.
  • Nachdilatation oder Grafts: In einigen Fällen können chirurgische Eingriffe wie Grafts (Hauttransplantationen) oder die Nachdilatation (Dekompression) zur Korrektur der Verkrümmung des Penis durchgeführt werden.
Ausblick und Prognose

Die Induratio Penis Plastica ist eine chronische Erkrankung, deren Verlauf sehr individuell ist. Während in einigen Fällen die Krümmung mit der Zeit stabil bleibt oder sich sogar bessert, kann die Erkrankung in anderen Fällen fortschreiten und zu erheblichen sexuellen Funktionsstörungen führen.
Der medizinische Fortschritt bietet mittlerweile zahlreiche konservative sowie operative Therapieoptionen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten abgestimmt werden können. Mit einer frühzeitigen Diagnose und einer passenden Therapie ist es möglich, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Eine regelmäßige ärztliche Kontrolle, sowie eine offene Kommunikation über die psychischen und körperlichen Auswirkungen der Erkrankung sind für einen erfolgreichen Verlauf entscheidend.

Behandlung einer IPP in unserer Praxis

Wir bieten Ihnen die komplette Diagnostik einer IPP (körperliche Untersuchung, Ultraschall, ggf. Laboruntersuchung) in unserer Praxis an. Therapeutisch setzen wir in unserer Praxis als nicht-invasiven Therapieoptionen sowohl eine EMDA, als auch eine liESWT ein. Wir können Ihnen durch unsere langjährige Erfahrung eine Einschätzung geben, ob eine konservative bzw. operative Behandlung bei Ihnen sinnvoll/erforderlich ist oder ob alternativ ein Zuwarten möglich wäre. Sollte bei Ihnen eine Operation notwendig werden, können wir bei der Koordination behilflich sein.

Kostensituation

Möglicherweise werden die Kosten der Therapie von Ihrer Krankenkasse nicht übernommen. Die Kostensituation ist individuell zu besprechen und wird bei Ihrer Vorstellung in unserer Sprechstunde thematisiert.


Bei weiteren Fragen oder zur Klärung von Unsicherheiten stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.  Tel.: 089 23 70 89 0

Ihr Praxisteam Urologe – Androloge am Promenadeplatz


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