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Iontophorese mit EMDA (Elektromotive Drug Administration)

Eine nicht-invasive Behandlungsmethode bei Induratio penis plastica (IPP)

Sehr geehrter Patient,

im Folgenden möchten wir Ihnen Informationen zur Iontophorese mit EMDA (Elektro Motive Drug Administration) geben, einer innovativen Behandlungsmethode, die bei der Therapie der Induratio penis plastica (IPP) erfolgreich zur Anwendung kommt.

① Penisverkrümmung (Induratio penis plastica; IPP)

Induratio penis plasticaEine Induratio Penis Plastica (IPP), auch als Peyronie-Krankheit bekannt, ist ein erworbener und meist fortschreitender Zustand des Penis. Es wird vermutet, dass etwa 9% der Männer von einer IPP betroffen sind1. Die meisten Männer bemerken das Vorhandensein der Krankheit, wenn sie verdickte Knötchen (sogenannte Plaques) unter der Haut des Penis ertasten (siehe Abb. 1). Mit fortschreitender Krankheit kann es zu Schmerzen, typischerweise zu einer Verkrümmung des Penis und ggf. mit Einschränkung der Erektionsfähigkeit kommen. Die Krümmung kann den Geschlechtsverkehr erschweren oder sogar unmöglich machen kann. Ursächlich der IPP kann eine Traumatisierung/Mikrotraumatisierung beim Geschlechts-verkehr mit genetischer Disposition zur vermehrten Bindegwebebildung sein. Als Risikofaktoren wird eine Bluthochdruck, ein Diabetes mellitus und ein Nikotin- und Alkoholmissbrauch diskutiert. Der Krankheitsverlauf ist häufig wellenförmig und nicht vorhersehbar. Zu unterscheiden ist eine frühe Phase mit einem entzündlichen Prozess von einer stabilen Phase. Spontane Rückbildungen können auftreten. Nicht jede Plaque muss zu einer Deviation führen. Eine Stabilisierung des Befundes, mit Nachlassen der Schmerzen kann nach unterschiedlichen Zeitintervallen, meist nach 12-18 Monaten eintreten2,3.


② Therapieoptionen bei einer IPP

Bei der Therapie der IPP stehen sowohl konservative, semi-invasive und auch opertive Optionen zur Verfügung. Bei der Therapieplanung ist es entscheidend zu erkennen, in welcher Krankheitsphase (frühe oder stabile Phase) sich der Patient befindet. Die konservative Behandlung der IPP konzentriert sich in erster Linie auf Patienten im Frühstadium der Erkrankung. Es wurden verschiedene Optionen vorgeschlagen, einschließlich der Einnahme von Medikamenten (Potaba®), einer Gabe von Wirkstoffen direkt in die Plaque (intraläsionaler Injektionstherapie) und anderer oberflächlicher (topischer) Behandlungen, wie z.B. der EMDA. Eine Stoßwellenbehandlung (sogenannte ESWT) von verkalkten Plaques und eine Injektion von Clostridiumkollagenase bei Patienten mit dicht fibrotischen oder verkalkten Plaques wurde ebenfalls vorgeschlagen4.


③ Allgemeines zur EMDA

Die Elektromotorische Medikamentenverabreichung (EMDA) ist eine Methode, um den Transport von Medikamenten (ionischen Molekülen) mittels elektrischem Spannungsfeld durch Gewebeschichten und somit Barrieren zu steigern. Dies geschieht mit Hilfe der elektrochemischen Eigenschaften der Iontophorese und der Elektrophorese5-7. In einer Studie bei Patienten mit IPP konnte bei der Untersuchung von Gewebeproben nach EMDA eine hohe Konzentration der verwendeten Wirkstoffen im Bereich der Plaque nachgewiesen werden8.


④ Die EMDA-Technik und Anwendung bei der IPP

Das EMDA-Arzneimittelabgabesystem besteht aus drei grundlegenden Komponenten (siehe Abb. 2): MiniPhysionizer (Stromgenerator; 9 V), der speziell zur Behandlung von IPP-Patienten zur Verfügung steht, einem 5-ml-Klebeelektrodenbehälter (IPP-Elektrode; Anode) der sich auf der Penishaut befindet und einer Erdungs-Elektrode (Kathode), die auf der Haut des Oberschenkels angebracht wird. Durch die Verwendung einer Hautkontaktelektrode wird der erforderliche Stromkreis geschlossen. EMDA ArzneimittelabgabesystemUm eine optimale Leitfähigkeit zwischen der Haut und der Kontaktelektode zu gewährleisten, muß ein spezielles EKG-Gel verwendet werden. Der Behälter wird mit einer Lösung der benötigten Wirkstoffe gefüllt, der elektrische Strom für eine bestimmte Zeitdauer eingeschaltet und das Arzneimittel in und um den Plaque konzentriert. In Studien zeigte sich bei der Therapie der IPP ein Vorteil bei der Verwendung von zwei Medikamenten: Verapamil (10 mg) und Dexamethason (4 mg)9,10. Dexamethason ist ein starkes entzündungshemmendes Medikament, und in der bereitgestellten Formulierung wird es leicht durch elektrischen Strom transportiert. Dieses Medikament reduziert die mit der Plaque verbundenen Entzündungen und kann dazu beitragen, die Plaque-Größe zu verringern. Wenn Verapamil durch EMDA verabreicht wird, können lokale Konzentrationen in der Plaque bei sehr niedrigen systemischen Konzentrationen wirksam sein, was praktisch zu keinen berichteten systemischen Nebenwirkungen führt.
Abb. 2: EMDA bei IPPIn Studien konnte die EMDA als Behandlungsalternative der IPP nachgewiesen werden. Den besten Behandlungserfolg erzielt man bei Patienten, wenn sich die Erkrankung noch in der frühen noch z.T. schmerzhaften Phase befindet. Die Behandlung ist sicher und wirksam, die das Plaquevolumen, die Penisabweichung (bei 37 bis 88%) und die Schmerzen (bei 66 bis 100%) verringern und zur Verbesserung der Gliedsteifigkeit und der sexuellen Funktion (bei 26 bis >80%) beitragen kann10-14.

Vorteile einer EMDA

Eine EMDA hat folgende Vorteile:
  • Die Behandlung ist nicht-invasiv. D.h. das die Haut nicht mit einer Nadel verletzt wird, so dass kein kein Infektionsrisiko besteht.
  • Da das verabreichte Flüssigkeitsvolumen gering ist, treten keine Schmerzen auf. Während und nach der Therapie ist die Einnahme von Schmerzmedikamenten nicht erforderlich. Auch ist der Stromfluss kaum spürbar.
  • Es sind keine relevanten Nebenwirkungen, bzw. Komplikationen bekannt. Das Auftreten von Hautrötungen ist unbedenklich.
  • Eine Kombination mit Medikamenten (wie ist z.B. Tadalafil) ist möglich und unter Umständen sinnvoll.

EMDA in unserer Praxis

Wir verwenden das in Studien als erfolgreich etablierte Behandlungsprotokoll. Eine Anwendung dauert 20 min. Insgesamt sollte die Behandlung ein- bis zweimal wöchentlich erfolgen (insgesamt 10 Therapiesitzungen). Die Therapie sollte nicht pausiert werden.

Kosten einer EMDA

Die vollständige oder zumindest teilweise Übernahme der Behandlungskosten durch Ihre Krankenversicherung oder einen anderen Kostenträger ist unter Umständen nicht gegeben bzw. nicht gesichert. Im Rahmen der ärztlichen Beratung/Behandlung werden in Ihrem konkreten Fall Gebühren pro Behandlung gemäß der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) anfallen.

Sollten Sie noch Fragen zur EMDA haben, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Ihr Praxisteam



Literaturangaben
1 Yafi FA et al. Therapeutic advances in the treatment of Peyronie's disease. Andrology. 2015; 3(4): 650-60
2 Mulhall et al. An analysis of the natural history of Peyronie's disease. J Urol. 2006; 175: 2115-8
3 Montorsi F et al. Summary of the recommendations on sexual dysfunctions in men. J Sex Med. 2010; 7 (11): 3572-88
4 Hatzimouratidis P et al. EAU Guidelines 2019. Male Sexual Dysfunction. 2019. Available online: https://uroweb.org/guideline/male-sexual-dysfunction/
5 Glass JM et al. The quality and distribution of radiolabeled dexamethasone delivered to tissue by iontophoresis. Int J Dermatol. 1980; 19: 519-25
6 Banga AK und ChienYW. Iontophoretic delivery of drugs: fundamentals, developments and biomedical applications. J Cont Rel. 1988; 7: 1-24
7 Prausnitz MR et al. Electroporation of mammalian skin: mechanism to enhance transdermal drug delivery. Proc Natl Acad Sci USA. 1993; 90: 10504-8
8 Levine LA et al. Tunica albuginea tissue analysis after electromotive drug administration. J Urol. 2003; 169: 1775-8
9 Riedl CR et al. Iontophoresis for treatment of Peyronie’s disease. J Urol. 2000; 163: 95-9
10 DiStasi SM et al. Transdermal electromotive administration of verapamil and dexamethasone for Peyronie’s disease. BJU Int. 2003; 91: 825-9
11 Montorsi F et al. Transdermal electromotive multi-drug administration for Peyronie's disease: preliminary results. J Androl. 2000; 21(1): 85-90
12 Di Stasi SM et al. A prospective, randomized study using transdermal electromotive administration of verapamil and dexamethasone for Peyronie's disease. J Urol. 2004; 171(4): 1605-8
13 Greenfield JM et al. Verapamil versus saline in electromotive drug administration for Peyronie’s disease: A double-blind, placebo controlled trial. J Urol. 2007; 177: 972-5
14 Mehrsai A et al. Comparison of transdermal electromotive administration of verapamil and dexamethason versus intra-lesional injection for Peyronie’s disease. Andrology. 2013; 1: 129

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